Schiffswracks vor Belgiens Nordseeküste gehören nach 100 Jahren zum Kulturerbe

Schiffswracks, die vor der belgischen Nordseeküste liegen, werden automatisch als Kulturerbe anerkannt, wenn sie 100 Jahre oder älter alt sind. Die belgische Bundesregierung stimmte mit dieser Regelung einem Vorschlag von Staatssekretär Philippe De Backer (Open VLD) zu, der für die Belange der Nordsee zuständig ist. De Backer erläuterte diese Regelung noch am Freitagabend anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Unser Maritimes Kulturerbe“ im Natiënhuis in Antwerpen.

Im belgischen Abschnitt der Nordseeküste liegen bis zu 350 Schiffswracks, von denen die Mehrheit wohl aus den beiden Weltkriegen stammen. Derzeit sind aber lediglich 11 dieser Wracks unter Schutz gestellt. Nordsee-Staatssekretär De Backer sorgte mit seinem Vorschlag gegenüber der belgischen Bundesregierung, dass mehr Wracks geschützt werden.

Eine entsprechende Regelung sorgt jetzt dafür, dass alle Wracks die 100 Jahre alt und älter sind, automatisch unter Schutz stehen und zum Kulturgut werden. Der Staatssekretär gibt aber auch die Zustimmung für die Unterschutzstellung von gesunkenen Schiffen, die jünger sind als 100 Jahre, wenn sie denn einen historischen Wert darstellen, bzw. wenn sie aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen.

„Dunkle Seite der europäischen Geschichte“

Staatssekretär De Backer ist davon überzeugt, dass es wichtig ist, sich dieser zumeist aus Kriegszeiten stammenden Wracks anzunehmen, auch wenn sie eher Zeugnis einer dunklen Seite der Geschichte sind: „Sie erzählen von einer dunklen Seite der europäischen Geschichte, die sich auch vor unserer Nordsee zugetragen hat und die mitbestimmt hat, wie unsere Gesellschaft heute aussieht. Darum ist es so wichtig, dieser Erinnerung Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und sie zu schützen.“

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Ziel dieser neuen Regelung ist, solche Wracks vor Zerstörung oder Plünderung zu schützen, denn regelmäßig machen sich Taucher an den gesunkenen Zeitzeugen zu schaffen, auch unbewusst. Nicht selten gelten zum Beispiel bei Seeschlachten untergegangene Kriegsschiffe oder U-Boote als Seemannsgräber, wenn die sterblichen Überreste der Besatzungen nicht geborgen wurden.

Der Schutz von Wracks durch eine Aufnahme in die Kulturgutlisten sorgt auch dafür, dass sie auf Seekarten ersichtlich sind oder werden, damit sie auch nicht durch Fischereinetze, durch Ankerwerfen oder durch Baggerarbeiten beschädigt werden. 

Ausstellung „Unser Maritimes Kulturerbe“

Im Natiënhuis in Antwerpen am Jordaenskaai in der Altstadt stellt die belgische Bundesbehörde für Mobilität und Verkehr Auszüge aus ihrem reichhaltigen Archiv aus. Diese Ausstellung zeigt u.a. historische Dokumente, außergewöhnliche und selten bzw. bis bisher nie gesehenen Fotos zur Rolle der Nordsee auf belgischem Boden im Laufe der Geschichte.  

 „Unser Maritimes Kulturerbe“ („Ons Maritiem Erfgoed“) ist noch bis zum 28. Oktober 2018 zu sehen, allerdings nur an wenigen Tagen: Jeweils von Freitag bis Sonntag zwischen 13 und 18 Uhr. Natiënhuis, Jordaenskaai 25, 2000 Antwerpen.

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