Nanopartikel? Regierung rät von weißen Stoffmasken ab, die sie im Juni über Apotheken verteilte

Die belgische Regierung rät davon ab, die weißen Avrox-Stoffmasken, die seit Juni kostenlos über Apotheken verteilt werden, weiter zu tragen. Möglicherweise enthalten die Masken Schadstoffe. "Es geht um Nanopartikel, die in die Atemwege eindringen könnten", erklärte der Toxikologe Jan Tytgat bei der VRT. Zunächst müssen allerdings Messungen erfolgen, um festzustellen, ob eine Gesundheitsgefährdung vorliegt.

Wer sich in der Apotheke eine kostenlose Stoffmaske von der belgischen Regierung abgeholt hat, sollte sie besser nicht mehr benutzen. Das hat das Kabinett von Volksgesundheitsminister Frank Vandenbroucke (SP.A) mitgeteilt. Der Hohe Gesundheitsrat warnt vor einem Gesundheitsrisiko. Die vorige Regierung hatte während der ersten Corona-Welle über das Verteidigungsministerium 15 Millionen Mund- und Nasenschutzmasken bei der luxemburgischen Firma Avrox bestellt. Die Masken wurden ab Juni 2020 kostenlos über die Apotheken verteilt.

Vorsichtsmaßnahme

Arne Brinckman, Sprecher von Minister Frank Vandenbroucke, sagte, der Hohe Gesundheitsrat habe das Gutachten von Sciensano geprüft und beschlossen, die Masken nicht mehr zu verwenden.  

Es gäbe keine Hinweise auf eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit, betonte der Sprecher. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme und die Masken müssten nicht sofort weggeworfen werden.  

Einem vertraulichen Bericht des belgischen Gesundheitsinstituts Sciensano zufolge könnten die Masken gesundheitsschädlich sein. Das liegt daran, dass sie kleine Partikel von Silbernitrat und Titandioxid enthalten.  

Von den 15 Millionen Stoffmasken, die das Verteidigungsministerium im vergangenen Jahr bei Avrox bestellt hat, sind 10 Millionen noch nicht verteilt worden. Die Apotheker haben noch einen Vorrat von etwa 3 Millionen Masken. 6,5 Millionen Avrox-Masken liegen in der Kaserne in Peutie. Sie werden vorerst nicht verteilt. 

Toxikologe Jan Tytgat: weitere Untersuchungen erforderlich

Der Toxikologe Jan Tytgat erklärte im Radioprogramm De ochtend der VRT, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind. "Auf den Mundschutzmasken befindet sich eine Beschichtung aus Silberionen und Titandioxiden besteht. Das Titandioxid soll Textilien weiß machen, die Silberionen haben eine antibakterielle Wirkung. Hier stellt sich die Frage, ob sich die Partikel ablösen, und wenn ja: in welchen Konzentrationen? Es handelt sich um Nanopartikel (sehr kleine Partikel), die in die Atemwege eindringen können. Jetzt muss eine Risikoanalyse durchgeführt werden: Besteht Gefahr oder nicht? Angenommen, eine große Konzentration wird freigesetzt, dann können diese Nanopartikel schädliche Wirkungen verursachen. Im Fall von Titandioxid sind das Atemwegsprobleme und auf lange Sicht sogar Krebs." 

"Das Problem ist, dass wir die Gefahr derzeit nicht kennen", betont Tytgat. "Die Masken sollen gewaschen werden. Aber niemand weiß, ob diese Partikel nicht schon nach ein- oder zweimal Waschen weg sind. Durch Messungen können wir diese Fragen beantworten." 

Kein Grund zur Panik

"Wäre dies ein akutes Problem, hätten wir schon viel mehr Patienten mit allergischen Reaktionen und/oder Atemwegsbeschwerden beim Hausarzt gesehen. Wir tragen diese Masken ja auch nicht Tag und Nacht."

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