Jan Jambon: „Der Kultursektor soll einen alternativen Haushalt vorschlagen“

Flanderns Ministerpräsident Jan Jambon (N-VA - Foto) schlug dem Kultursektor im Rahmen der Erklärung seiner Sparmaßnahmen vor dem Kulturausschuss im Landesparlament vor, einen alternativen Haushalt vorzulegen. Er werde sich das dann anschauen, so Jambon. Vor dem Parlamentsgebäude fand derweil eine Protestaktion des vor enormen Einsparungen stehenden Kunst- und Kulturbereichs statt.

In den vergangenen Tage kam es gleich mehrmals zu Protestaktionen im flämischen Kultursektor, denn vor allem kleine und mittelgroße Einrichtungen und Häuser stehen vor großen Problemen. Ihnen werden sogenannte Projektzuschüsse, die z.B. für einzelne und/oder einmalige Projekte gebraucht werden, zu 60 % gestrichen. Das bedeutet das Aus für so manches Projekt, wie z.B. einmalige Konzertreihen, Theater- oder Tanzaufführungen, Ausstellungen und vieles mehr. 

Jan Jambon, gleichzeitig flämischer Ministerpräsident und Kulturminister, machte dem Sektor einen überraschenden Vorschlag: „Ich will mich an den Sektor direkt wenden. Wenn man sich innerhalb des Kultursektors auf einen gemeinsamen Nenner einigen kann und innerhalb des budgetären Rahmens eine bessere Verteilung findet, zu dem Konsens besteht, bin ich gesprächsbereit und werde mit einen alternativen Haushalt anschauen.“

In ersten Reaktionen zeigten sich weder der Sektor selbst, noch die Opposition im flämischen Landesparlament, noch die Koalitionspartner von Jambons N-VA wirklich überzeugt von der Idee. Staf Pelckmans, kulturpolitischer Sprecher der flämischen Grünen (Groen), äußerte sogar arge Bedenken: „Das wird für einen Boxkampf innerhalb des Kultursektors sorgen.“ Er ist der Ansicht, dass der Ministerpräsident die Kulturträger gegeneinander aufbringen werde. 

Wenn man sich innerhalb des Kultursektors auf einen gemeinsamen Nenner einigen kann und innerhalb des budgetären Rahmens eine bessere Verteilung findet, zu dem Konsens besteht, bin ich gesprächsbereit.“

Jan Jambon, Flanderns Landeschef und Landeskulturminister

Jan Jambon indessen verteidigte weiter seine Vorgehensweise und versuchte sich in Rechtfertigungen: „Die Kulturvereinigungen können mich als ihren Bundesgenossen ansehen, denn wir haben die gleichen Ambitionen: Flandern strahlen lassen und Talente fördern. Doch ich bitte sie, auch ihr Scherflein zu den Einsparungen beizutragen, um auch andere gesellschaftliche Notwendigkeiten anpacken zu können.“

Der Kulturminister gab auch zu verstehen, dass der Kultursektor im Bereich Projektzuschüsse prioritär behandelt werde, wenn andernorts Budgets frei würden. Zudem würden nicht einfach 5 Mio. € eingespart, denn 1 Mio. € fließe in den Jugendbereich.

Der Kulturhaushalt würde überdies generell gesehen nicht wirklich kleiner, denn 15 Mio. € würden auch investiert, wovon in den kommenden Jahren bis 2021 einige Einrichtungen profitieren würden: KMSKA Königliche Museen für Schöne Künste), das Kaaitheater in Brüssel, das Antwerpener Kunstmuseum M HKA, die Oper von Gent und die Bourla-Schauburg in Antwerpen, die World Choir Games, der Filmfonds, Literatuur Vlaanderen und das Opern-Ballet von Flandern. Hinzu kommen noch drei Museen in der Provinz Limburg: Z33, Alden Biesen und das Freilichtmuseum in Bokrijk. 

Flämische Schauspieler im Kulturausschuss: Maaike Cafmeyer, Kevin Janssens, Reinhilde Decleir und Tom Van Dyck.

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