Visa-Betrug: Prozess gegen Melikan Kucam und 9 weitere Verdächtige eröffnet

Der Prozess gegen den ehemaligen Stadtrat aus Mechelen,  Melikan Kucam (N-VA), und neun weitere Personen wurde am heutigen Montag vor dem Antwerpener Strafgericht eröffnet. Die zehn Angeklagten werden wegen Menschenhandel, passiver Korruption und krimineller Verschwörung in einem Fall von humanitärem Visabetrug strafrechtlich verfolgt. Kucam missbrauchte angeblich seine Position als Vermittler für das Büro des ehemaligen Staatssekretärs für Asyl und Migration, Theo Francken (N-VA), der von dem Fall nicht wusste. Kucam (Foto) soll durch diese Praxis Hunderttausende von Euro verdient haben.

Die Ermittlungen begannen im November 2019 und brachten nach Angaben der Staatsanwaltschaft Unregelmäßigkeiten bei der Erteilung von humanitären Visa an vor dem Krieg in Syrien fliehende Christen ans Licht. Dank dieser Dokumente konnten diese Menschen sicher und legal nach Belgien reisen, um dort Asyl zu beantragen. Melikan Kucam war zu diesem Zeitpunkt Stadtrat der flämischen Nationalisten N-VA in Mechelen. In Absprache mit dem Büro von Theo Francken (N-VA), zuständig für Asyl und Migration, erstellte Kucam Listen mit Personen, die für ein solches Visum in Frage kammen. 

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde so 219 Personen gegen Bezahlung ein humanitäres Visum erteilt, von denen sich 96 nicht in Belgien aufhielten, was im Widerspruch zu den Bedingungen für die Erteilung eines solchen Visums steht. Der ehemalige Stadtrat verbrachte neun Monate in U-Haft, bevor er seinen Hausarrest mit elektronischer Fußfessel weiter verbüßen konnte.

Im März dieses Jahres wurde der Mann unter Auflagen freigelassen, während die Ratskammer im August beschloss, ihn und neun weitere Personen, darunter seine Frau und seinen Sohn, vor das Strafgericht zu stellen.

Den zehn Angeklagten, die sich am Montag wegen Menschenhandel, passiver Korruption und krimineller Verschwörung verantworten müssen, drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 150.000 Euro pro Opfer. Melkan Kucam hat den Sachverhalt stets bestritten. Der Prozess wird am 2. Dezember fortgesetzt. Es wird erwartet, dass das Gericht sein Urteil in einem Monat verkündet. 

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