Liken heißt also wähle ich … Wie unser Facebook-Profil unsere politischen Präferenzen verrät

Einer Studie der Universität Antwerpen zufolge kann man die politischen Präferenzen der Facebook-Nutzer an ihrem Profil ablesen. Forscher der Universität hatten die „Likes“ der Nutzer analysiert und in 7 von 10 Fällen korrekt ermittelt, ob eine Person linker oder rechter Gesinnung war. Die gelesene Zeitung oder das besuchte Lokal halfen, die politischen Neigungen vorauszusagen.

Neben der Likes-Analyse von 7.000 Flamen hatten die Forscher den Teilnehmern auch eine Frageliste über ihre Präferenzen in der Politik vorgelegt. Die Verbindung der Analyse- und Umfragedaten ermöglichte den Forschern Prognosen über das Wahlverhalten der Befragten.

Sagen können, ob jemand politisch eher links oder rechts im Leben steht, gehört zu den einfachsten und sichersten Analysen. Schwieriger ist es, anhand des Facebook-Profils zu bestimmen, welche Partei jemand wählt. Nur in 36 % der Fälle fanden die Forscher die 'richtige' Partei heraus.

Schon das Szenelokal kann ein Statement sein

Selbstverständlich können „Likes“ für Posts von der einen oder anderen Partei Hinweise über das Verhalten in der Wahlkabine sein, aber auch, wer die eine oder andere Veranstaltung, Kulturinstitution oder Szenebar „likt“ gibt Aufschluss über die politische Partei, der er seine Stimme geben kann. 

„Mit unserer Forschung haben wir der Intuition von Politologen einen wissenschaftlichen Unterbau gegeben“, sagt Peter Van Aelst der Universität Antwerpen. „Wir wissen seit Jahren, dass Personen mit einem höheren Schulabschluss anders wählen als Personen mit einem geringeren Bildungsgrad. Jetzt haben wir wissenschaftlich unterlegen können, dass der Lebensstil der Leute, die Filme, die sie lieben oder Musikveranstaltungen, die sie besuchen, auch etwas über das Wahlverhalten aussagen.“

Konkret …

Wer zu den Wählern der linksextremen PTB/PVDA gehört, interessiert sich für News der sozialistischen Gewerkschaft FGTB/ACOD. Wer die flämischen Grünen wählt, liest wahrscheinlich De Morgen und besucht die Konzerthalle Ancienne Belgique. Flämische Liberale (Open VLD) dagegen werden eher die Wirtschaftszeitung De Tijd lesen und die Modemarke Abercrombie & Fitch liken. Urkonservative und rechtsradikale Medien wie SCEPTR oder t’Pallieterke finden ihre Nutzer eher bei der N-VA und dem Vlaams Belang.

Alle mögen Nutella …

Zusätzlich zu den Parteiprofilen haben die Universitätsforscher verschiedene Facebook-Seiten auf einer links-rechts-Achse angebracht. Zwischen links und rechts sind die Unterschiede deutlich. Zugleich aber sind gewisse Phänomene, darunter die belgische Nationalmannschaft, Harry Potter oder auch Nutella weder links noch rechts verankert: Sie befinden sich in der Mitte des politischen Schachbretts.

In den USA ist die Spaltung der Gesellschaft offensichtlich. In Flandern aber, so Forscher Van Aelst, kann sich das breite Publikum noch immer in der Mitte der Gesellschaft finden.  

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