Die belgische Filmemacherin und Schauspielerin Marion Hänsel ist gestorben

Die Regisseurin Marion Hänsel (71) ist am Montag gestorben, wie unsere frankophonen Kollegen der RTBF meldeten. Sie drehte rund 15 Filme, in denen oftmals weltbekannte Schauspieler Rollen übernahmen. Für ihren Film „Dust“ bekam sie 1985 den „Silbernen Löwen“ beim Filmfestival von Venedig. Seit dem hat es kein belgischer Filmemacher mehr geschafft, in Venedig einen „Löwen“ einzuheimsen. 

Marion Hänsel (geboren als Marion Ackermann) kam 1949 im französischen Marseille zur Welt, doch aufgewachsen ist sie in Antwerpen. Von dort aus bereiste sie die ganze Welt, stets mit einer Kamera im Gepäck.

Sie drehte auch etwa 15 Kinofilme. In „Il Maestro“ („Das Geheimnis des Dirigenten“) besetzte sie 1990 die Hauptrolle mit dem französischen Chansonnier Charles Aznavour. Mit „Between the Devil and the Deep Blue Sea“ („Der Teufel und die tiefe blaue See“) schaffte es Marion Hänsel in den offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes. In diesem Streifen übernahm Hänsel auch die Produktion und auch das Drehbuch war von ihr.

Ihr größter Erfolg war aber 1985 der Streifen „Dust“ mit u.a. Jane Birkin und Trevor Howard. Dieser Film, eine Bearbeitung des Buches „In the heart of the country“ („Im Herzen des Landes“) von Nobelpreisgewinner J.M. Coetzee, gewann im gleichen Jahr den „Silbernen Löwen“ beim Filmfestival von Venedig. Das schaffte seit dem kein belgischer Regisseur mehr.

Hänsel nahm Schauspielunterricht am Actors Studio in New York. In den 1970er und 80er Jahren war sie als Schauspielerin aktiv, u.a. in Filmen von Agnès Varda. Neben ihrer Regiearbeit produzierte sie auch Filme oder schrieb Drehbücher. Ihre eigenen Filme, die unter dem Prädikat Autorenfilme laufen, haben sehr oft die menschliche Kälte in unserer modernen Welt als Thema.

Ihr erster Film war 1977 der Kurzfilm „Equilibres“. Ihr letzter Film war „En amont du fleuve“ („Stromaufwärts“), der 2016 erschien. Zum letzten Mal trat Marion Hänsel im Mai öffentlich in Erscheinung, als sie einen offenen Brief zu den Nöten der Kulturwelt in der Coronakrise an die Politik in unserem Land von rund 300 belgischen Kulturschaffenden mit unterzeichnete. 

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