Noch immer schlafen Asylsucher auf der Straße vor der Asylbehörde in Brüssel

Die Anwohner rund um das Meldezentrum für Asylsucher in Brüssel beschweren sich über die zunehmende Zahl an Flüchtlingen, die auf offener Straße rund um das „Klein Kasteeltje“ warten müssen und dort auch schlafen. Im Rahmen ihrer Asylanträge haben die Betroffenen eigentlich Anrecht auf Unterbringung, doch es herrscht weiterhin ein Mangel an Aufnahmeplätzen. Auch der Leiter der belgischen Asylbehörde Fedasil, Dirk Van den Bulck, hält dies für eine beschämende Situation.

„Das ist beschämend. Doch es wurden Maßnahmen ergriffen, die innerhalb kurzer Zeit hier Abhilfe schaffen sollen“, so Van den Bulck gegenüber VRT NWS. 

Inzwischen beschweren sich die Anwohner, die rund um das „Klein Kasteeltje“ wohnen, darüber, dass man den Flüchtlingen keine Unterbringung bieten kann. Inzwischen sorgt dies auch bei ihnen für Probleme und für Ungemach. Alleine am Dienstagnachmittag wurden 300 Asylsucher gezählt, die auf der Straße lagerten.

Ali, ein Nachbar des Asylzentrums, sagte am Dienstag gegenüber der VRT-Magazinsendung „Terzake“ („Zur Sache“), dass man hier um 4 Uhr nachts noch dreimal so viele Leute hier sehen könne: „Das ist doch nicht akzeptabel, auch nicht für uns als Anwohner. Ich wohne hier seit 25 Jahren. Schauen Sie, ist das normal? Wir sind im Jahr 2022. Wenn man auf die andere Seite schaut, liegen da die Leute wie Sardinen.“

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Seit Jahresbeginn ist Fedasil schon rund 1.000 Mal verurteilt worden, weil man dort nicht allen Flüchtlingen dem Gesetz entsprechend, eine Unterkunft bieten kann. „Das verstößt gegen das Gesetz“, so Helene Asselman von Flüchtlingswerk Flandern: „Das Asylrecht ist ein Basisrecht. Das ist auf internationaler Ebene so, das ist auf europäischer Ebene so und das ist auf belgischer Ebene so.“ 

Das Asylrecht ist ein Basisrecht. Das ist auf internationaler Ebene so, das ist auf europäischer Ebene so und das ist auf belgischer Ebene so.“

Helene Asselman, Flüchtlingswerk Flandern

„Das dürfte nicht so sein“, sagte Dirk Van den Bulck: „Aus meiner Verantwortung heraus kann und will ich sagen, dass wir uns da selber auch für schämen. Doch ich darf auch sagen, dass der politische Wille da ist und auch bei allen in unserem Asylsystem, dass wir allesmögliche unternehmen, um jedem zu geben, wo er Anrecht drauf hat.“ 

Aus meiner Verantwortung heraus kann und will ich sagen, dass wir uns da selber auch für schämen.“

Dirk Van den Bulck, Fedasil

Doch Van den Bulck sagt auch, dass die Zahl der Flüchtlinge weiter zunehmen wird und dass dies eine Herausforderung für Europa sei: „Ich beobachte einen Mangel an gemeinsamer Herangehensweise…“ Bald wird in Berlaar in der Provinz Antwerpen ein Aufnahmezentrum für Asylsucher in ehemaligen Armeegebäuden eröffnet, doch das dauert noch etwas, bevor diese bezogen werden können.“ 

In diesen ehemaligen Armeegebäuden in Berlaar entsteht eine Unterkunft für Asylsucher
Beeld uit archief

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