Die flämische Schauspielerin Reinhilde Decleir (73) ist tot: "Sie ging auf eigenen Wunsch"

Die flämische Schauspielerin Reinhilde Decleir ist tot. Die 73-Jährige starb an den Folgen einer Krebserkrankung. Ihre Familie teilte dazu mit: „Sie ging am 6. April 2022 auf eigenen Wunsch hin, nach einem langen Kampf gegen Krebs.“ Decleir war sowohl durch zahlreiche Rollen in Fernsehen und Kino bekannt, als auch als Theaterschauspielerin.

Das Reinhilde Decleir auf eigenen Wunsch ihrem Leben ein Ende bereitete, war eigentlich schon länger deutlich. In einem Gespräch mit der flämischen Tageszeitung De Morgen sagte die Mime 2019: „Meine größte Angst ist nicht der Tod selbst, sondern krank zu werden. Ich will nicht abhängig von anderen sein. Ich will nicht gerne einen Gehirnschlag bekommen. Ich will nicht als ein halb Debiler im Rollstuhl sitzen. Dann habe ich lieber, dass es direkt stoppt.“

Reinhilde Decleir kam erst recht spät zum Fernsehen, wo sie in zahlreichen TV-Produktionen und Serien sehr oft auch tragende Rollen spielte („Von Fleisch und Blut“, „De Ronde“, „Loslopend Wild“, „Cordon“, „Chaussée d’Amour“ oder „Beau Séjour“. Zuletzt war sie noch in der TV-Reihe „Grond“ von den beiden international bekannten Regisseuren Adil El Arbi und Bilall FallahI zu sehen. Im Zuge der TV-Karriere kamen auch einige Kinoproduktionen in Flandern hinzu.

Meine größte Angst ist nicht der Tod selbst, sondern krank zu werden. Ich will nicht abhängig von anderen sein.“

Reinhilde Decleir

Decleir, die jüngere Schwester des Schauspielers Jan Decleir („Ich & Kaminiski“, „Priester der Entrechteten“, „Antonias Welt“, „Totgemacht - The Alzheimer Case“), hat aber auch eine reich gefüllte Theaterlaufbahn hinter sich. Sie war Teil mehrerer in Flandern und in den Niederlanden sehr bekannten Theatergruppen und -gesellschaften: die Internationale Nieuwe Scène, Arca, het Fakkeltheater, het Groot Limburgs toneel Maastricht, Toneelgroep AMAI, de Blauwe Maandag Compagnie, Het Toneelhuis und Theater Antigone.

Ganz nebenbei gründete sie auch die soziale künstlerische Werkstatt Tutti Fratelli, in der sie Theater mit Senioren, Jugendlichen, sozial Benachteiligten und mit Einwanderern machte. Sie wollte diesen Leuten ihr Selbstvertrauen zurückgeben und ihnen eine neue Rolle in der Gesellschaft bieten. Einige Male führte sie auch Regie bei Amateurgesellschaften und sie dozierte an der Schauspielschule Studio Herman Teirlinck, bis diese geschlossen wurde. Flandern verliert mit Reinhilde Decleir eine Schauspiel-Ikone und eine wichtige Vertreterin der sozialkritischen Kultur. 

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© VRT - Nyk Dekeyser

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