Nicolas Maeterlinck

Hoher Impfgrad: Soll Flandern mehr Lockerungen als im Rest Belgiens einführen?

Die Unterschiede in den Zahlen der Impfungen gegen Corona in den verschiedenen Regionen in Belgien sorgen für Diskussionen in Flandern. Die Landesregierung erwägt, einige zusätzliche Lockerungen der geltenden Corona-Maßnahmen zu erlassen, da hier deutlich mehr Menschen gegen Covid-19 geimpft sind, als in der Wallonie oder in der Brüsseler Hauptstadt-Region. Der Virologe Marc Van Ranst (Foto) hält diese Überlegungen durchaus für logisch.

Im belgischen Bundesland Flandern haben fast 90 % aller erwachsenen Bürger zumindest ihre erste Corona-Impfung erhalten, während dies in Wallonien nur bei 78 % der Menschen der Fall ist und in Brüssel lediglich bei 61 der Erwachsenen. Überdies sind in Flandern inzwischen 79 % der Erwachsenen vollständig geimpft, während die Wallonie (72 %) und Brüssel (54 %) auch hier hinterherhinken.

Dass man also in Flandern daran denkt, das Timing für zusätzliche Lockerungen individuell auf Landesebene abzupassen, hält auch der Virologe Marc Van Ranst von der Löwener Universität (KU Leuven) für logisch: „Die Unterschiede zwischen den Regionen sind besonders groß. Man will natürlich gerne die Maßnahmen überall in Belgien angleichen, doch mit der heutigen Situation werden diese Unterschiede an einem bestimmten Zeitpunkt eine Rolle spielen, auch wenn dies eine politische Entscheidung ist.“

Die Unterschiede zwischen den Regionen sind besonders groß. Mit der heutigen Situation werden diese Unterschiede an einem bestimmten Zeitpunkt eine Rolle spielen, auch wenn dies eine politische Entscheidung ist.“

Marc Van Ranst, Virologe (KUL)

Dieses Thema wird beim nächsten Konzertierungsausschuss von Bund, Ländern und Regionen in Sachen Corona, der für Ende August angesetzt ist, mit Sicherheit auf der Tagesordnung stehen. Dabei soll vermieden werden, dass verschiedene Maßnahmen im Land bzw. in den Regionen zu Verwirrungen führen. Einer der zu besprechenden Bereiche könnte z.B. das Thema Mundschutzmaske sein.

„Der Gebrauch von Mundmasken ist ein Problem, das man schnell lösen kann. Wenn man aber in Flandern die Diskotheken öffnet, werden Brüsseler massiv hier tanzen kommen. Das muss man vermeiden“, so Van Ranst.

Ob solche Unterschiede oder Vorteile in der einen oder anderen Region die Impfbereitschaft dort steigern kann, wo man hinterherhinkt, glaubt der Virologe aber nicht: „Vielleicht kann die politische Führung in diesen Regionen aber dazu ermuntern, mehr Enthusiasmus in die Impfkampagne zu bringen und zu einem guten Ende zu führen. Nicht, dass es daran mangelt, doch es kann hier und da immer ein Stück weit besser gemacht werden.“ 

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