Kultur- und Event-Branche reagiert bestürzt auf Corona-Maßnahmen

Kurz nachdem bekannt wurde, dass die Behörden in Belgien strengere Corona-Maßnahmen verhängen und die höchst zulässige Anzahl Besucher in Kino-, Konzert- und Theatersälen auf 200 Anwesende beschränken, haben Kulturschaffende und Veranstalter reagiert. Um diese schweren Schlag verkraften zu können, fordern sie eine strukturelle Unterstützung von den Behörden.

Zusätzlich zur Einschränkung der Besucher müssen die Anwesenden während der Vorstellung eine Maske tragen und 1,5 Meter Abstand bewahren. Kinobesitzer, Theater- und Konzerthäuser dürfen auch keine Getränke und Snacks mehr anbieten.

Der flämische Ministerpräsident und Minister für Kultur, Jan Jambon (N-VA) betonte auf der Pressekonferenz am Freitagmorgen, dass Kulturveranstaltungen und andere Events wohl noch stattfinden dürfen: „Eine gute Nachricht für diese Sektoren“.

Jan Jambon, flämischer Ministerpräsident und Minister für Kultur (re.), hier neben Premierminister Alexander De Croo.

Diese Meinung wird aber nicht von den Kulturschaffenden geteilt. „Die Maßnahmen werden Probleme verursachen. Das muss man erst einmal verarbeiten“, sagte Tom Kestens von der Krisenzelle Kultur. Die Streichung der Ausnahmen, die für bestimmte Betriebe galten, nennt er dramatisch: „Dort hat man alle Vorkehrungen getroffen, um sicher arbeiten zu können, was jeder bestätigen kann.“

Der Kultursektor braucht eine strukturelle Unterstützung, um überleben zu können. Kestens appelliert an die Banken, zahlungsrückständigen Kulturschaffenden entgegenzukommen. Die Kurzarbeitsregelung und der befristete Zugang zum Arbeitslosenstatus müssten verlängert werden.

Sportpaleis: „Wir sind seit 7 Monaten zu!“

Jonas Roosens

Der Geschäftsführer des Sportpaleis, Jan Van Esbroeck, ist maßlos frustriert, dass Gaststätten und Restaurants, die vorige Woche schließen mussten, schon am nächsten Tag öffentliche Hilfe in Millionenhöhe versprochen wurde. „Mit allem Respekt, aber wir haben schon 7 Monate geschlossen!“ Veranstaltungen in der Ethias Arena in Hasselt und der Stadsschouwburg in Antwerpen durften erst seit Kurzem wieder programmiert werden. „Noch in derselben Woche wieder auf Null schalten müssen, das tut weh“, so Van Esbroeck im VRT-Fernsehen. Die Darstellung der Lage durch Kulturminister Jambon bezeichnet der Event-Unternehmer als triumphierend und fehl am Platz.

KVS in Brüssel macht weiter, aber mit weniger Publikum

Das flämische Theaterhaus KVS in Brüssel wird statt 200 Besucher nur 100 pro Vorstellung zulassen können,, um den neuen Schutzmaßnahmen gerecht zu werden.

„Wir werden uns fügen, aber lange können wir das nicht durchhalten", sagte der künstlerische Leiter  Michael De Cock.

Koninklijke Vlaamse Schouwburg in Brüssel.
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Studio 100 muss Zuschauer vertrösten

Der Geschäftsführer des großen Entertainmentunternehmens Studio 100, Hans Bourlon, reagiert enttäuscht: „Wir haben rund 400.000 Tickets für mehrere Theater- und Musicalproduktionen verkauft, die wir jetzt abgesagt haben. Wir hatten eine Ausnahmegenehmigung und sollten ab dem 3. November wieder vor über 200 Besucher auftreten dürfen. Jetzt wird das auch nichts mehr“, klagt Bourlon. Über 30 Mitarbeiter 100 kontaktieren zurzeit alle Ticketkäufer, um die Daten umzubuchen.

Besonders hart wird Studio 100 auch von der Schließung der Freizeitparks betroffen. Der Unterhaltungsriese betreibt in Flandern und Belgien u. a. Plopsaland in De Panne und in Coo. „Wir hatten gehofft, in den Herbstferien, an Aktionstagen und in den Weihnachtsferien wieder etwas Umsatz zu machen. Unverständlich, dass die Zoos und Tierparks wohl teilweise öffnen dürfen und die Freizeitparks nicht."

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