Markante Orte in Flandern: Die Große Post in Ostende

In seiner Endlosreihe „Markante Orte“ sucht VRT NWS-Hausfotograf Alexander Dunarey immer wieder nach Orten und Gebäuden mit einer besonderen Geschichte. Manche seiner Fotoreportagen zeigen bekannte Orte, viele andere aber auch Vergessenes. Jetzt begab sich Alexander zur Großen Post in Ostende, ein modernistisches Meisterwerk, dessen Wert erst wieder entdeckt werden muss.

Die Große Post in Ostende war tatsächlich einst eine Post. Nach dem die Post das Gebäude verlassen hatte, stand es lange leer, wurde im Laufe der Jahre aber zu einem Kulturzentrum. Doch inmitten der vielen prächtigen Bauten in Ostende fällt die Große Post kaum wirklich auf. Sie liegt denn auch auf halbem Wege zwischen dem prächtigen Rathaus der Küstenmetropole und dem Kasino und Kulturtempel „Kursaal“.

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Die alte Post von Ostende wurde während des Zweiten Weltkriegs ein Opfer der Bomben. Nach dem Krieg jedoch brauchte die damalige PTT, das Ministerium für Post, Telegrafie und Telefon, dringend ein neues Gebäude und zwar genau dort, wo das alte gestanden hatte. Den Zuschlag für die Anfertigung eines Entwurfs erhielt der Architekt Gaston Eysselinck.

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Doch für Eysselinck stellte dieser Auftrag kein leichtes Unterfangen dar, denn der Prozess zur Erstellung eines Entwurfs wurde stets von den Auftraggebern, den Kontrollorganen und der Stadtverwaltung von Ostende torpediert. So hatte die damalige Königliche Kommission für Denkmäler und Landschaften ein Problem damit, dass der Entwurf zu sehr ein Industriegebäude aufweise und dass dessen Funktion zu „exklusiv funktional“ sei. Doch der Architekt wehrte alle Angriffe ab und konnte sich mit seinen Ideen durchsetzen.

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Trotz einiger negativer Gutachten stimmen die Stadtverwaltung und die PTT Eysselincks Entwurf im September 1946 zu, allerdings unter einigen Bedingungen: Der Vorgiebel müsse besser gestaltet werden und auf das darauf geplante Werk des Bildhauers Jozef Cantré müsse verzichtet werden. Der Architekt aber empfand dies als einen regelrechten Angriff und als eine Verletzung seines Entwurfs. Seiner Ansicht nach bildeten Giebel und Kunstwerk eine Einheit…

Nach einem gerichtlichen Konflikt wird der Vertrag mit Gaston Eysselinck aufgelöst und dieser darf die Baustelle nicht mehr betreten. Gleichzeitig erliegt dessen Lebenspartnerin einer schweren Krankheit. Ende 1953 nimmt sich der Architekt das Leben und erlebt die Eröffnung des Gebäudes, für das er jahrelang gekämpft hatte, nicht mehr.

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Nach seiner Eröffnung bekommt das Gebäude wohl auch durch die Umstände seines Entstehens nicht die Anerkennung, die es aus architektonischer Sicht verdient. Zehn Jahre später, 1963, wird das Kunstwerk von Jozef Cantré doch noch an den Giebel der Großen Post angebracht und das Ansehen des Gebäudes steigt. 1981 wurde es sogar in weiten Teilen unter Denkmalschutz gestellt. 1999 zieht die Post aus, zwei Jahre später kauft die Stadt Ostende die Immobilie und formt sie mit Hilfe der „B-architekten“ zu einem Kulturzentrum um, das im September 2012 als Kulturzentrum „De Grote Post“ wiedereröffnet wird. 

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