Frans Timmermans

EU-Kommissar Timmermans zu De Croos "Pause im Naturschutz": "Tote Wälder nehmen kein CO2 auf"

Man könne keine Klimapolitik ohne Wiederherstellung der Natur führen, sagte der Vizevorsitzende der EU-Kommission, Frans Timmermans (Foto) am Mittwochabend in der VRT-Magazinsendung „Terzake“ („Zur Sache“) auf die Forderung von Belgiens Premierminister Alexander De Croo (Open VLD), man solle doch bitte bei der geplanten EU-Verordnung über die Wiederherstellung der Natur einen „Pausenknopf“ drücken. 

EU-Klimaschutz-Kommissar und Vizepräsident der Kommission Frans Timmermans hat kein Verständnis für den Aufruf von Belgiens Premierminister De Croo, die geplante EU-Verordnung über die Wiederherstellung der Natur zu verschieben. 

Diese Verordnung ist ein wichtiger Teil des europäischen Green Deals zur Eindämmung des Klimawandels und der Erderwärmung. In diesem Zusammenhang will die Europäische Union nämlich verhindern, dass die Biodiversität bei Flora und Fauna zurückgeht.

„Was ich nicht verstehe ist, dass De Croo in seiner Analyse denkt, dass Klimapolitik und Naturschutz zwei verschiedene Dinge sind. Man kann nämlich keine Klimapolitik ohne Wiederherstellung der Natur führen“, so Timmermans gegenüber „Terzake“. Er unterstrich gleichzeitig auch, dass Landwirtschaft und wirtschaftliche Aktivitäten in Sachen Klimaschutz Hand in Hand gehen sollten.

"Die richtigen Prioritäten setzen"

Premierminister De Croo reagierte umgehend auf die Kritik des Niederländers Timmermans: „Es ist in der Tat nicht so, dass dies gegenteilige Dinge sind. Biodiversität ist auch wichtig und chemische Stoffe in unseren Produkten auch. Aber man muss die richtigen Prioritäten setzen. Und wenn es eine Sache gibt, wohin unsere Energie hingehen muss, dann ist das die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen.“

Weiter bleibt der belgische Regierungschef aber bei seinem Standpunkt der vergangenen Woche.

Es seien die Unternehmen, die die schwersten Lasten auf Ebene des Zurückdrängens der Klimaerwärmung tragen müssen und deshalb müsse man sich um deren Sorgen ebenfalls kümmern: „Es gibt hier enorme Sorgen, nichts nur in unserem Land, sondern auch in den Niederlanden und in den skandinavischen Ländern. Das sind keine Länder von Klimaleugnern - im Gegenteil. Das sind ambitionierte Länder, mit denen ich mich messen will.“

Weitere Kritik an Belgien

Auch Hans Bruyninckx (Foto unten), der scheidende Direktor der Europäischen Umweltagentur, äußerte sich ebenfalls sehr negativ zur Klimapolitik von Belgiens Premier De Croo und zu Flanderns Landesumweltministerin Zuhal Demir (N-VA), die dem Premierminister vehement in seinen Ausführungen zustimmte und sogar weiter gehen wollte. „Sie machen aus dem Natur-Wiederherstellungsgesetz eine Karikatur.“

Man komme auf diese Weise nicht weiter, so De Croo zur Kritik von Bruyninckx: „Wenn wir etwas erreichen wollen, können wir das nicht, in dem wir gegenseitig von uns Karikaturen machen oder in dem man Leute zu Klimaleugnern macht. Wir können das nur erreichen, wenn wir uns die Sorgen anhören und nach Lösungen suchen. Ich merke, dass es in unserem Land viel Ambition gibt, doch dass man auch nach den Konsequenzen fragt, wenn man alles gleichzeitig tun will.“ 

Hans Bruyninckx
Thierry Monasse

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