"Wir haben das Saxophon, den Body Mass Index, die Schlümpfe und den Surrealismus erfunden"

Am gestrigen Mittwochabend, am zweiten Tag des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos, haben Belgiens Premierminister Charles Michel und der flämische Ministerpräsident Geert Bourgeois mächtig die Werbetrommel für mehr Investitionen in Belgien gerührt und bei rund 180 Unternehmenschefs Lobby betrieben. Das Forum hiefür hatten die beiden bei der so genannten "Power Reception".

"Wir haben das Saxophon, den Body Mass Index, die Schlümpfe, den Surrealismus...und seltsamerweise die PommesFrites erfunden." Mit diesen Worten warb der Premier am gestrigen Mittwoch in Davos bei rund 180 Mächtigen mächtig für mehr Investitionen in Belgien. Die Power Reception ist ein fester Begriff in Davos. Die belgische Regierung lädt die Unternehmenschefs hierzu ein.

Michel versuchte, mit der Senkung der Körperschaftssteuer, mit  der Verringerung der Lohnkluft zu den Nachbarn, den Reformen, die Belgien durchgeführt habe, dem wachsenden Unternehmervertrauen, der unternehmerfreundlichen Atmosphäre und der zentralen Lage des Landes zu punkten.

Auf regionaler Ebene hätten Flanderns Ministerpräsident Geert Bourgeois und seine Kollegen gleichermaßen die Strategie, Investoren anzuziehen, verbessert. "Mit den verschiedenen Regionen haben wir den Deal geschlossen, in das öffentliche Verkehrswesen, in die digitalen Fertigkeiten und in grüne Energie zu investieren. Wir ziehen also nicht einfach nur eine Reform durch, sondern reformieren unser Land", hieß es.

Gleichzeitig warb der Premier dafür, dass Europa stärker in den Vordergrund treten müsse.

Damit liegt er ganz auf der Linie von Angela Merkel, die einen multilateralen Ansatz forderte. Der Moment für mehr Einsatz sei gekommen, ist der Premier überzeugt: "Die Stimmung hat sich geändert und die schlimmsten Gefahren sind abgewehrt. Lassen Sie uns von einer neuen Dynamik sprechen."

Zuvor hatten auch schon die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron eine ähnliche Botschaft für die Wirtschaftselite in Davos. Sie distanzierten sich zudem vom Protektionismus von Donald Trump, auch wenn sie den amerikanischen Präsidenten nicht beim Namen nannten.

Peeters bricht seine Zelte in Davos vorzeitig ab

Nur einen Tag nach der Power Reception in Davos muss Belgien allerdings erneut einen Gegenschlag einstecken: Bei dem französischen Einzelhandelsgiganten Carrefour in Belgien sollen infolge einer Umstrukturierung 1.233 Stellen abgebaut werden. Das ist an diesem Donnerstag bekannt geworden.

Belgiens Arbeitsminister Kris Peeters (CD&V) fordert die schnellstmögliche Einleitung des Renault-Verfahrens. Er wolle sich höchstpersönlich um eine gründliche Suche nach Alternativen für die Entlassenen kümmern. Der Vizepremier will das Forum in Davos auch aus gegebenem Anlass vorzeitig verlassen. Sein Platz sei jetzt in Belgien, twitterte er am Donnerstagnachmittag.

"Bei einer solchen Umstrukturierung ist die erste Phase sehr wichtig. Es ist möglich, dass man durch die Übernahme bestimmter Niederlassungen Jobs retten kann", betonte Peeters in Davos. "Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass ein Vermittler wichtig ist und so schnell wie möglich eingeschaltet werden sollte. Ich werde mich mit dem Premier, den Gewerkschaften und der Direktion von Carrefour zusammensetzen", sagte er noch.

Renault-Gesetz

Das Renault-Gesetz regelt das Vorgehen bei kollektiven Entlassungen. Ein Unternehmen, das eine große Zahl an Arbeitnehmern entlassen möchte, muss zunächst eine umfangreiche Informations- und Konsultationsphase durchlaufen und danach über die auszuzahlenden Abfindungen von entlassenen Arbeitnehmern verhandeln.

Foto: Premierminister Michel spricht mit Königin Mathilde in Davos

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