Andreas Kockartz

"Break & Station Wagon Story", eine Kombi-Ausstellung in der Brüsseler Autoworld

Das Brüsseler Automobilmuseum „Autoworld“ rückt mit seiner Sonderausstellung „Break & Station Wagon Story“ einen Fahrzeugtyp in den Fokus, der eigentlich gerne übersehen wird, nämlich den Kombi, quasi den PKW mit Ladefläche. Die Kombis kamen ab den späteren 1940er Jahren aus den USA nach Europa. Viele von ihnen haben ein leider wenig beachtetes schönes Design und gerade solche fein entworfene Autos sind in der „Autoworld“ noch bis zum 30. Mai zu sehen. Schade nur, dass einige dieser Kombis nur von vorne zu sehen sind und nicht von ihrer Heckseite her, dem eigentlichen Anlass dieser Ausstellung. 

Eigentlich sind die Kombis älter als die normalen Personenkraftwagen, wenn man das Ganze auf die internationale Bezeichnung „Break“ bezieht, denn schon die Pferdekarren in Amerika trugen den Namen „Break“. Gerade hier wurden die PKW mit Ladefläche aber später „Station Wagon“ genannt. In den USA gab es bereits seit vor dem Krieg noch einen besonderen Typ „Station Wagon“, nämlich den „Woody“. Das waren Kombis, die entweder an der Ladefläche mit Holz verkleidet waren, oder die eine Holzkonstruktion aufwiesen. Einige dieser ikonischen US-„Woodys“ zeigt die „Autoworld“, z.B. einen  Packard Deluxe One Twenty Woody, Baujahr 1941 (2 Foto unten - vorne und hinten...).

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Packard Deluxe One Twenty Woody, Baujahr 1941
Andreas Kockartz
Packard Deluxe One Twenty Woody, Baujahr 1941
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Daneben ist mit einem zum Kombi umgebauten Model 22 ein weiterer Packard zu sehen, ein Einzelstück. Spektakulär ist auch ein Chevrolet Nomad und ein Chrysler 300 New Yorker Town & Country Wagon im Bereich US-„Station Wagons“ zu sehen. Doch auch die Engländer wurden in der Ausstellung nicht vergessen!

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Triumph Herald Kombi (vorne), Jaguar XJS Lynx Eventer (hinten)
Andreas Kockartz
Bentley Mark VI Radford Countryman Estate
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Doch auch in Europa wurde der Kombi immer beliebter und entwickelte sich bei einigen Marken sogar als zum Aushängeschild. In der „Autoworld“ sind einige europäische Klassiker zu entdecken, z.B. ein Citroën ID Familiale (Foto ganz oben), also eine Kombi-Göttin, sowie ein im Design seinem Spitznahmen entsprechenden „Barock“-Taunus genannter Ford Taunus P2 Kombi und ein Volvo PV445 Duett, der vom sogenannten „Buckel-Volvo“ abgeleitet wurde.

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Ein "Barock"-Taunus
Andreas Kockartz

Doch bei den hier gezeigten Fahrzeugen ist ein Mercedes 230 S Kombi (Foto unten) ein ganz besonderes Auto. Dieser „Flossenhengst“ vom Typ W110 entstand 1964 unter der Typenbezeichnung „Universal“ in der belgischen Karosserie-Schmiede I.M.A. Malines in Mechelen (Provinz Antwerpen). Bis 1973 wurden hier mit den Modellen W11 (220), W114 (230), W115 (220) und 250 SE (250) weitere Kombis für Mercedes Benz gebaut. Die meisten Bauteile, wie Motoren und Chassis lieferte Mercedes, doch Dächer, Kofferdeckel, spezielle Fenstermaße und spezifische Kombi-Bauteile für den „Universal“ entstanden bei I.M.A. oder bei belgischen Zulieferern. Heute sind Mercedes „Universal“ ziemlich selten geworden.

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In Belgien gebauter Mercedes Kombi
Andreas Kockartz

Brüsseler „Autoworld“: Und sonst?

Ein Besuch dieses Museums lohnt sich allemal: Hier stehen Youngtimer Seite an Seite mit historischen Fahrzeugen oder Rennwagen aus allen Epochen der Automobilgeschichte. Ganz nebenbei bemerkt, beherbergt dieses Haus die weltweit größte Sammlung an Autos der längst verblichenen legendären belgischen Marke Minerva. Darunter einen Feuerwehrwagen aus dem Brüsseler Ortsteil Schaarbeek aus der Zwischenkriegszeit (1933). Original und unrestauriert mit viel Patina…

Das ist übrigens eines der Qualitätsmerkmale dieses Museums. Die meisten Fahrzeuge stammen aus der legendären Privatsammlung Mahy und befinden sich in Originalzustand. Sie sind also nicht unbedingt alle von Grund auf (tot)restauriert, sondern erzählen jedes für sich, in voller Patina, ihre eigene Geschichte. Überhaupt hat das Haus bei seiner letzten Anpassung der permanenten Ausstellung viel Wert auf Autos und Motorräder von belgischen Marken und Herstellern gelegt. 

„Autoworld“, Jubelpark 11 in 1000 Brüssel (nicht weit vom Europaviertel und vom Schuman-Platz entfernt). Info: www.autoworld.be

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